Bevor ich mit meinen Erlebnissen im Dschungel anfange, komm ich erst mal noch zum Vorabend. Der hatte es nämlich auch in sich. :-)
Anna, die auch auf der Reise dabei war, hatte Mittwoch Geburtstag. Donnerstagfrüh um 6.20 ging unser Flug. Da Anna noch bisschen feiern wollte, habe ich mit ihr ausgemacht ich übernachte bei ihr, um dann morgens gemeinsam an den Flughafen zu fahren. Also sind wir Mittwochabend alle zusammen in eine Bar gegangen. Ich kam dort direkt mit meinem Travel Rucksack hin und hab ihn in der Garderobe abgeben. Die haben mich ein bisschen komisch angeschaut, da halt auch nicht jeden Tag einer mit seiner Reisetasche in die Bar kommt. Naja, wir haben dann dort den Abend verbracht und ich wurde irgendwann so müde, dass ich schon im Sessel eingeschlafen bin. Anna hat ausgiebig getanzt und hatte zum Glück ihren Spaß, allerdings wollte sie eben deswegen auch nicht nach Hause. Als ihre Mitbewohnerin und ich sie dann um 3.00 Uhr überzeugt haben jetzt langsam zu gehen weil wir schon bald am Flughafen sein müssen, haben wir uns ein Taxi genommen und sind zu ihr nach Hause gefahren. Ca. 100m vor ihrer Haustür dachte ich so: "Moment mal, irgendwas fehlt mir doch. Ach du große Scheiße, mein Rucksack liegt noch in der Garderobe von der Bar." Ich glaube in diesem Moment, als ich das gesagt habe, hätten mir die Mädels am liebsten den Kopf abgerissen – ich mir selber nämlich auch! Wir sind 20 Minuten Taxi gefahren. Dann hab ich angefangen zu rechnen. Nochmal zurück zur Bar und dann wieder zu Anna’s Wohnung. Das sind nochmal 40 Minuten und für 4.15 hatten wir das Taxi zum Flughafen bestellt. Könnte also knapp werden. Ich hab dem Taxifahrer gesagt er soll bitte aufs Gas drücken, wir haben es eilig! Hat er auch eingesehen und wir sind nachdem ich meinen Rucksack wieder bei mir hatte, bei Anna angekommen und sie hatte noch genau 10 Minuten um ihre restlichen Sachen zu packen. Ja, was wäre das Reisen ohne Nervenkitzel... ;-)
Geburtstagskind glücklich! Sarah mit Rucksack glücklich! Ab an den Flughafen!
Das Schlafen hat in dieser Nacht dann auch nicht mehr geklappt, aber dazu hatte ich ja zum Glück noch die 1,5 Stunden im Flugzeug. Eigentlich ging das Chaos grad so weiter. Als wir am Flughafen angekommen sind, haben die anderen 4 Mädels ihre Tickets bekommen – nur ich nicht. Mein Flug war nämlich separat gebucht und ich hatte keinen Online Check-in gemacht. Ja, die Frau am Schalter meinte dann das Flugzeug wäre überbucht und ich hab keinen Sitzplatz. Also quasi, „Du kannst nicht mitfliegen“. Ich hätte schon losheulen können… Sie meinte dann ich soll jetzt einfach ganz ganz schnell zur Sicherheitskontrolle gehen und schauen, dass sie mich durchlassen. Also bin ich durch das Gebäude gerannt, schon mit dem Gedanken, nicht nach Iquitos zu fliegen. Komischerweise war bei der Kontrolle alles wie gewöhnlich, keiner wollte mehr was von mir und ich wurde durchgelassen. Aber hauptsache mir mal ordentlich Panik gemacht. Ja, als wir dann ca. eine halbe Stunde in dem Bus gewartet haben der uns vom Terminal zum Flugzeug bringen sollte, kam eine Dame von Peruvian Airlines und meinte wir sollten alle wieder raus, wir können jetzt nicht fliegen, in Iquitos ist ein Unwetter. Wirklich, ich hätte nicht gedacht, dass ich dort mal noch irgendwann ankomme…. Nachdem ich dann nochmals 1,5 Stunden im Wartesaal geschlafen habe, durften wir dann letzten Endes mit ein wenig Verspätung fliegen.
Der Amazonas umgeben vom Regenwald.
In Iquitos angekommen hat die Sonne geschienen, von wegen Unwetter. Unsere Theorie war ein Schaden am Flugzeug, den sie erst noch reparieren mussten bevor es losging.
Unsere ersten Eindrücke im Amazonasgebiet...
Da in ganz Perú am 30.08. Feiertag war "Santa Rosa", gab es Umzüge und die Straßen waren mit Blumen geschmückt.
In Iquitos sind wir dann in ein Hostel, haben uns dort für die letzte Nacht ein Zimmer gebucht und sind mit einem Guide los in Richtung Dschungel. Mit einem kleinen Motorboot sind wir über den Amazonas geschippert in ein kleines Dorf Tamshiyacu, in dem auch unser Hostel für die nächsten zwei Nächte war. Dort hatten wir dann Zeit alles ein wenig zu erkunden, uns ein wenig zu erholen und vor allem dem heißen und feuchten Klima anzupassen.
Tamshiyacu
Fußballplatz
Straßenbau
Dorfkirche
Familienhaus - erschreckend
Papaaaaaaaayyyaaaaaaaa
Als es dunkel wurde, sind wir zusammen mit unserem Guide auf Tour gegangen. Jeder musste sich noch eine Taschenlampe zulegen und dann ging es los in den Regenwald. Ein bisschen gruselig war das ja schon mit den tausend Tierstimmen, steilen und unebenen Wegen ohne zu wissen wo es hingeht und was kommt… Aber für den Einstieg, war das ganz gut, es ist uns nämlich glücklicherweise kein außergewöhnliches Tier entgegengekommen.
Am nächsten Morgen hat uns dann unsere Nussschale abgeholt. Die Nussschale ist ein kleines unbequemes Boot, in das ab und an gerne Wasser fließt und für 3 Tage unser Transportmittel war. Ich fands cool :D
Am nächsten Morgen hat uns dann unsere Nussschale abgeholt. Die Nussschale ist ein kleines unbequemes Boot, in das ab und an gerne Wasser fließt und für 3 Tage unser Transportmittel war. Ich fands cool :D
Nussschale + Guide + Fahrer + Sohn
Unterwegs haben wir einen Stopp auf einem Flussbett gemacht. Auf diesem sind wir fast eine Stunde gelaufen und es war soooo anstrengend, weil es einfach sooo heiß war. Da gerade Trockenzeit ist konnte man drauf laufen, in der Regenzeit wäre es gar nicht zu sehen, da der Amazonas dann logischerweise viel höher ist. Es wird sogar Reis auf dem kleinen Inselchen angebaut und ein bisschen Bohnen oder Erbsen, weiß nicht mehr genau was das war :) Gefunden habe ich dort etwas, das fast bisschen wie eine Muschel aussieht, aber auf den Bäumen wächst. Was auch immer das war, ich hab das mitgenommen und mir daraus eine coole Kette gemacht!
Auch ein Fischskelett ist mir über den Weg gelaufen...
Dabei hat das Fröschlein zugeschaut... :-)
Weiter ging es mit saftiger Wassermelone
Leider sieht es im Amazonas teilweise sehr wild aus...
Mittagessen gab es in einem kleinen verlassenen 3-Familien-Dorf. Dort war es so richtig krass. Das Haus bestand aus Holz, das Dach aus Blättern und eine 5-köpfige Familie hat darin gewohnt. Eltern, Tochter, Sohn und die 97-jährige Oma.
Das Mädchen war 11 und hat mir erzählt wie sie 2x in der Woche mit dem Boot eine Stunde zur Schule fahren muss. Aber mich hat es ehrlich gesagt gewundert, dass sie überhaupt die Möglichkeit hat in die Schule zu gehen. Das Haus hat weder Schränke noch Betten. Abends werden die Hängematten an die Balken gebunden und darin schlafen sie. Die Klamotten hängen an den Holzwänden, ein Bad gibt es nicht.
Fleißige 97-jährige Oma...
In der „Küche“ lag ein Schildkrötenpanzer auf dem Boden, das Tier war wohl eine besondere Mahlzeit für die Familie.
Zum Mittagessen gab es natürlich wie üblich Pollo con arroz y papa (Chicken, Reis und Kartoffeln)
Ich hoffe ja die Schildkröte haben sie uns nicht irgendwo untergejubelt^^
Oh, ein Familienmitglied habe ich vergessen, Patricia.
Patricia ist ein grüner Papagei der auch tatsächlich mit der Familie spricht und uns mit „Hola“ begrüßt hat.
Von dort aus haben wir auch noch eine kleine Wanderung in den Wald gemacht, die passende Ausrüstung haben wir natürlich auch bekommen. Weil unser Guide dann so enttäuscht war, dass er uns nichts spektakuläres zeigen konnte, hat er mit dem Familienvater mitten im Wald einfach einen Baum gefällt. Die haben solange die Rinde abgezogen, bis der Baum umgefallen ist. Ich dachte echt ich spinne, als der Baum plötzlich vor unseren Füßen lag. Wär da mal einer von Greenpeace dabei gewesen :D Sie meinten ja das ist der Wohnort der Skorpione. Leider bekamen wir nur tausende Käfer und eine Spinne zu sehen.
Zwei wunderschöne Schmetterlinge :-)
Bevor es weiter ging zur gegenüberliegenden Insel gab es noch eine leckere Ananas! Die Früchte sind für mich hier einfach der Traum, ich könnte mich reinlegen..... Ok zugegeben, das Outfit vom Guide passt da nicht so ins Bild, ist nicht grad das Geilste...^^
FAUL! Nein, damit mein ich nicht mich, sondern ein Tier, das ich im Leben noch nicht gesehen hab – ein Faultier! Das sah einfach so lustig aus, gar nicht wie ein Tier irgendwie…
Und eine Rieseneidechse, ich weiß leider gar nicht was der richtige Name von dem Tier ist.
Und auch noch eine Babyschildkröte :) Die haben wir vom Wald gerettet und wieder ans Wasser gebracht... Sonst hätte sie die Familie bestimmt auch noch verspeist...
Laura meint daheim ja immer, ich sei die Prinzessin. Für eine ganz kurze Zeit hab ich mich auch so gefühlt. Wir sind mit unserer Nussschale zu nah ans Ufer gekommen und auf dem Boden aufgehockt. Anstatt zusammen das Boot wieder in Bewegung zu bringen, sind wir Mädels wie Prinzessinnen im Boot gesessen und die zwei Männer und der Junge sind mit ihren Klamotten ins Wasser gestiegen und haben uns wieder in Bewegung gebracht :D
Bei Sonnenuntergang sind wir zurück nach Tamshiyacu gefahren. Als es dann aber stockdunkel war, hatte ich schon ein bisschen ein komisches Gefühl ganz allein auf dem Amazonas.
Damit unsere Nussschale nicht unterging, hab ich mal angefangen, das Wasser rauszuschaufeln, das sich nach und nach in unserem Boot gesammelt hat.
Jetzt kam der Tag der Spannung, Ängste und Überraschungen. Wir haben es nämlich gewagt, eine Nacht so richtig mittendrin zu übernachten. Mit unterschiedlichen Gefühlen sind wir morgens mit unserer Nussschale und komplettem Gepäck ins "Dschungelparadies" gestartet.
Nach einer kleinen Bootstour und einem kleinen Walk durch den Wald, konnten wir unser zu Hause schon erspähnen - und es war nicht mal so schlimm wie wir dachten!
Es war zwar alles ziemlich simple, aber die Hauptsache war, wir hatten Mosquitonetze!!
Während wir ein bisschen die nähere Umgebung unserers "Hauses" erkundet haben, wurde es schon exotischer... Wir haben eine süße Butterfrucht probiert, die mir allerdings gar nicht geschmeckt hat. Wir haben uns in die Lage der Affen versetzt und deren Früchte gegessen :) Aus einem Baumstamm kam Milch von der wir eine Kostprobe nehmen durften und wir haben uns ein Gemüse mitgenommen, das einer Kartoffel ähnelt und abends auf unserem Teller lag!
Nach dem Mittagessen, zu dem es natürlich Pollo can arroz gab, haben wir die Angeln ausgepackt. Ich habe das erste Mal in meinem Leben gefischt und das sogar mit Erfolg :-)
Nach dem wir genug gefischt hatten und es zum Abendessen reichte, sind wir noch ein Stück weiter gepattelt um Delphine zu sehen. Irgendwann war mir das zu langweilig, weil ich die sowieso nie auf's Bild bekommen habe, dann hab ich mich entschieden selber im Amazonas zu schwimmen :) Hab mich auch versichert, dass da nix Böses von unten ankommt....
Man kann sogar auf beiden Bildern ein bisschen den Delphin sehen!
Als wir unsere Beute dann nach Hause gebracht und in unseren Hängematten gechillt haben, hab ich meinen größten Schock dieser Reise erlebt. Draußen vor unserer Hütte saßen Kinder mit ihren Müttern, die von einem Dorf in der Nähe kamen. Wir haben uns gewundert was die da gegenseitig an ihren Haaren machen, bis wir gecheckt haben, dass die sich gegenseitig entlausen! Aber das war noch nicht alles.... Die haben die Läuse auch noch gegessen!!!! Bah, das war so wiederlich! Vor allem, weil sie vormittags in unseren Hängematten lagen!!! Als ich Montag wieder in Lima geschlafen habe, bin ich nachts aufgewacht und hab so richtig Panik bekommen. Mich hat alles gejuckt und ich hab mein Bett nach Viechern durchsucht, bis ich gecheckt hab, dass es meine Mückenstiche sind die so jucken.... Also da kann jede Schlange, jeder Affe und sonst was kommen - Läuse essen geht gar nicht......
Als die Dunkelheit einbrach hat dann die "Flower Shower" auf uns gewartet! Die soll angeblich den ganzen Körper reinigen... Wir hatten uns das Ganze ein wenig spektakulärer vorgestellt, leider haben wir nur drei Eimer mit Wasser hingestellt bekommen, in denen Blumen schwommen. Zum Glück war es dunkel, ich bin mir nämlich 100% sicher, dass es Wasser aus dem Amazonas war...... Es kam dann auch niemand der uns irgendwas dazu erklärt hat, wir haben uns dann einfach gegenseitig damit eingerieben...
Danach gab es unseren leckeren Fischfang und das selbstausgegrabene Gemüse zu essen
Plötzlich hat einer der Guides laut aus irgendeinem Eck gerufen wir sollen schnell kommen.... Hat der doch tatsächlich eine Boa gefunden.
Als der die da so auf meine Schultern legen wollte, wurde mir kurz schon mal bisschen mulmig im Bauch...
Weil wir dann später nicht mehr wussten was wir machen sollten, haben wir Stadt-Land-Fluss gespielt und somit den Abend ausklingen lassen....
Die Nacht konnte ich zwar nicht gut schlafen, aber ich fands trotzdem ein Erlebnis, jedes Mal wenn ich aufgewacht bin Affen, Vögeln und tausenden von Insekten zu lauschen....
Ausversehen hab ich beim Essen etwas auf den Boden fallen lassen, das hat dann einige Kakerlaken angelockt und die Mädels beim Pinkeln nachts ein wenig erschreckt... Zum Glück musste ich nicht aufstehen ;-)
Es war übrigens die ganze Zeit Freipinkeln angesagt - das hat man auch nicht jeden Tag :D
Noch ein paar Eindrücke vom Dschungeldorf...
Schule im Dschungel
Waschplatz im Dschungel
Wir waren dann aber doch wieder alle sehr froh nachmittags nach Iquitos zurückzukehren - annähernde Zivilisation!
Eine letzte Feinkost - Suri durfte nach einem Dschungelaufenthalt nicht fehlen - die haben wir im Hostel noch bekommen. Suri sind, ähm, ja ich habs getan, Würmer :) Hat aber echt geschmeckt wie die Haut vom gebratenen Hähnchen...
Eine letzte Feinkost - Suri durfte nach einem Dschungelaufenthalt nicht fehlen - die haben wir im Hostel noch bekommen. Suri sind, ähm, ja ich habs getan, Würmer :) Hat aber echt geschmeckt wie die Haut vom gebratenen Hähnchen...
Zum Abschluss sind wir noch über einen Markt gegangen, auf dem wirklich alles verkauft wurde und haben schließlich das Beste getan was wir tun konnten: Hotelpool im 5* Hotel gesucht und den restlichen Nachmittag gechillt :)
Abends sind wir schön zu einem Italiener, weil wir Pollo con arroz y plata einfach nicht mehr sehen konnten und haben uns eine richtig gute Pizza reingeschoben!
Danach sind wir in eine kleine Bar und haben einen leckeren Drink zu uns genommen, bei dem ich dachte: Was für ein schöner Abschluss....
Leider, leider war's das doch noch nicht... Zwei von uns Mädels sind schon früher ins Hostel weil ihnen nicht so gut war. Plötzlich haben sie uns angerufen wann wir zurückkommen, sie gehen jetzt dann gleich ins Krankenhaus weils so schlimm ist. Dann dacht ich echt das darf nicht wahr sein.... Wir hatten richtig Schiss, weil alles was sie hatten, Anzeichen für Malarya waren... Also sind wir alle in die Klinik gefahren... Die beiden waren richtig fertig, ich hätte nicht gedacht, dass wir am nächsten Morgen um 8.00 Uhr fliegen können.... Da ich zum Übersetzen mit zur Behandlung bin, weiß ich jetzt wenigstens auch was Fieber, Kopfweh, Durchfall, Schüttelfrost, etc. auf Spanisch heißt :D Den beiden wurde dann Blut abgenommen, da kam dann zum Glück die gute Nachricht: kein Malarya - "nur" eine Infektion, die mit Penicilin zu bewältigen ist. Im Endeffekt sind wir dann um 1.30 ins Hostel zurückgekehrt und hatten 4 Stunden Schlaf bis wir wieder zum Flughafen mussten... Eine Tour mit einigen Erlebnissen :)
Das tolle war aber einfach, dass es so gut wie keine anderen Touristen gab. Man hatte seine Ruhe von lästigen Kunsthandwerkverkäuferinnen und war einfach nur unter sich. Vielleicht ist das ja auch negativ wenn überall wo wir waren keine anderen Touris unterwegs waren, aber wir sind ja wieder gut in Lima angekommen, das ist ja das Wichtigste :-)
So, jetzt hab ich glaube ich ziemlich ausführlich alles beschrieben und hoffe es war auch ein wenig interessant für euch!
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