Samstag, 24. November 2012

Celes: Schenkt Kindern ein Lächeln

Die erste Hälfte des Semesters war ziemlich gefüllt mit Reisen. Für die zweite Hälfte hatte ich mir vorgenommen, mich bei einem sozialen Projekt zu engagieren. Das habe ich ziemlich schnell durch eine Freundin meiner Gastmama gefunden. Diese hat zusammen mit ihrem Mann einen Ort gegründet, wo Kinder von ca. 2-15 Jahren die Möglichkeit haben Unterstützung in verschiedenen Bereichen zu bekommen. Die Organisation nennt sich CELES (Centro de LecTo-escritura y esparcimiento) und steht für das Lehren von Lesen und Schreiben, Hausaufgabenbetreuung, Spiele und Sport. 
Insgesamt kommen von Montag – Samstag rund 300 Kinder dorthin – es ist also immer eine Menge los. Celes liegt in Manchay, ein Ort am Rande von Lima. Er ist nur ca. 6 km von meinem Zuhause La Molina entfernt, allerdings fühlt man sich als kommt man in eine andere Welt… Manchay ist ein sehr armer Ort. Teilweise leben die Familien dort ohne Zugang zu sauberem Wasser, ohne Strom und einige Kinder haben nicht einmal die Möglichkeit eine Schule zu besuchen, da es sich die Eltern nicht leisten können. Die Familien leben in Hütten, die teilweise nur aus einem Zimmer bestehen. Deshalb fühlen sich die Kids umso wohler in ein Haus zu kommen, das ein Dach über dem Kopf bietet und mit allen notwendigen Dingen ausgestattet ist. 



Umso weiter oben am Berg die Familie wohnt, umso schlimmer sind die Zustände...


Seitdem ich einmal dort war, komme ich fast dreimal die Woche zu den Kids, je nachdem wie es die Uni zulässt. Die Kinder kommen vor und nach der Schule. Es ist also morgens, sowie nachmittags immer etwas los. Meine Hauptaufgabe ist es bei der Hausaufgabenbetreuung mitzuhelfen – was ab und zu auch eine Herausforderung für mich ist. In Mathematik z.B. wird dort ein ganz anderes Rechensystem angewendet, das ich mir selbst erst einmal beibringen musste. Wenn ich jedoch bei den Englischhausaufgaben helfen darf, fällt mir das schon leichter… Aber es macht total viel Spaß und die Mädels rennen schon auf mich zu, hängen sich an mich und geben mir Küsschen wenn ich nur den Raum betrete. Manchmal weiß man gar nicht wie man es allen Recht machen soll. 5 verschiedene Kinder, alle mit unterschiedlichen Aufgaben und natürlich will allen schnell geholfen werden. 


Gleich nach dem ersten Tag habe ich von drei Mädels ein Herz bekommen auf dem steht „Sarah wir mögen dich. Du bist toll!“. Da geben sie mir das Lächeln wieder zurück, das ich ihnen auch schenken konnte. 

Manchmal würde man gern mehr machen... Einmal fragte mich ein Mädchen ob ich 50 Centimos habe, dass sie sich ein Wasser kaufen kann. Natürlich habe ich 50 Centimos und selbstverständlich hätte ich ihr auch zu gerne das Wasser gekauft, aber was macht man in so einer Situation? Wenn man das anfängt, kommt vermutlich jeder und will etwas... Die Zwillingsschwester von ihr fragte mich was ich ihr zu Weihnachten schenke! Auch da würde ich ihr am liebsten eine Freude machen - aber bei 300 Kids ist das nicht so ganz einfach.... Das waren die beiden Mädels, deren Eltern abgehauen sind und die jetzt bei einer Tante wohnen, die sich es aber nicht leisten kann, die Mädels in die Schule zu schicken.... Da kommen einem schon fast Tränen wenn sie einem solche Geschichten erzählen... 
Celes hat es jedoch geschafft auch diesen zwei achtjährigen Mädels Lesen und Schreiben beizubringen - was echt eine Bereicherung für die Kinder ist!




Ja, somit verbringe ich gerade fast jede freie Minute in Manchay und bin richtig glücklich darüber, diese Möglichkeit zu haben.

Der Chor geht auf Tour...

Ready to sing...




Heute hatten wir unseren ersten Auftritt vom USIL-Chor!
Da wir bei den Proben einmal zu viert, dann zu siebt oder auch mal zu zehnt waren, hätte ich nicht gedacht, dass wir heute einen ziemlich guten Auftritt zusammenbringen würden. 
Tatsächlich waren wir zu 15. und bis auf ein paar kleine Patzer hat alles funktioniert.
Ich war ganz überrascht, weil ich nicht wusste, dass das Konzert an einer deutschen Schule sein wird. Dementsprechend wurde ich besonders freundlich behandelt :-)

Zu unserem We will rock you - Medley hat das Publikum richtig mitgerockt! Ich glaube das hat sich echt cool angehört :)
Auch Valicha, das Lied in Quechua, die Ursprache der Peruaner bekam großen Applaus! Nach 8 Liedern + spontane Zugabe mit den Schulkindern hatte mich meine Stimme fast verlassen...

Für den Auftritt wurden wir in die Tunikas der Uni gesteckt - ich weiß sieht witzig aus, aber am Ende fande ich es doch ziemlich cool :)

(Man beachte die Bilder an den Wänden)


Auch die Kleinen durften singen...


Lima und seine zwei Gesichter

Es ist tatsächlich verrückt wie unterschiedlich Lima sein kann... Ich brauche nicht viel zu sagen, die folgenden Bilder sind wohl deutlich genug... Diese werden auch zeigen, dass die Schere zwischen arm und reich hier ziemlich weit auseinander geht. Entweder haben die Familien hier eine Menge Geld oder sie sind so arm, dass sie sich gerade einmal die Grundbedürfnisse leisten können... Die Anzahl der Mittelschicht ist relativ gering...

Das kommerzielle und touristische Miraflores:




Ein armer Stadtteil von Lima: Villa el Salvador


Was immer wieder auffällig ist, sind die Häuser, die eine "Dachterrasse" haben. Meistens sind dort Wäscheleinen zu sehen oder sie dient als Art Abstellort. Diese Dachterrassen haben jedoch einen Grund: Viele Familien schließen sich zusammen und bauen Jahre an einem Haus. Sobald das Geld vorhanden ist, wird ein Stock drauf gesetzt. Wenn kein Geld da ist, sieht es so aus, als wäre es eine Terrasse - die irgendwann in ein weiteres Stockwerk verwandelt wird...

 


Nach Villa el Salvador haben wir einen kleinen Fieldtrip gemacht. Der Señor im weißen Hemd ist einer der gutmütigsten und freundlichsten Profs die ich hatte. Er hat in Villa el Salvador einiges vorangebracht und mit dafür gesorgt, dass eine Art Industriesystem aufgebaut wird...


Weitere Eindrücke von Lima....

Uni und Mittagspause....




Vollgestopfte Mikros:

Der schreiende Cobrador:

Verkehr....


Während man an der Ampel steht, will einem entweder etwas verkauft werden oder es stehen Künstler wie Jongleure oder Feuerspucker da, die danach Geld einsammeln....

Mototaxis soweit das Auge reicht...

Dreispuriger Kreisverkehr.... Peruaner machen oftmals 5 Spuren daraus...


Sieht aus als würde alles super laufen mit dem Verkehr in Lima! Zur Hauptverkehrszeit hat man jedoch verloren wenn man auf den Straßen unterwegs ist - da braucht man für 5 km mindestens 45 Minuten....


Weihnachtsstimmung im Supermarkt Anfang November...


Kely und meine Stammkneipe - das NewsCafe! Die Kellner wissen schon was wir wollen und lange dauert es nicht mehr, dann haben wir die Speisekarte durch... Dort findet man uns bestimmt 3x in der Woche :)


Im Konzertrausch!

Los ging es mit Pitbull... 
Eigentlich bin ich ja nicht unbedingt verrückt nach ihm, da er aber gute Partymusik macht und die Tickets kaum was gekostet haben, habe ich mich halt doch dafür entschieden.
Und selbst bei den Konzerten läuft alles anderst hier in Peru...
Auf dem Ticket stand es würde um 21 Uhr beginnen - natürlich waren wir auch um 21 Uhr dort! Da war es leider nur noch ziemlich leer! 
Naja erst einmal war ich überrascht, dass man die Tickets schwarz nochmal viel günstiger bekommen konnte. Wir haben ca. 25 € bezahlt. Als wir mit dem Taxi dorthin fuhren, streckten einige "Dealer" ihre Karten durch das Fenster und wollten diese tatsächlich für 20 Soles verkaufen (ca. 7€).
Die zweite Überraschung kam dann vor Ort, da ich nämlich der Annahme war, das ganze würde drinnen stattfinden! Falsch gedacht - Open Air... Gott sei Dank habe ich das mit dem Rock doch gelassen an diesem Abend :)
Nun ja, dann haben wir dort gewartet und gewartet.... So gegen halb 11 kamen dann ein paar mehr Gäste und um halb 12 kam schließlich auch Pitbull auf die Bühne!
Zum Glück haben wir die Wartezeit aber ganz gut rumgebracht. Wir waren zwei Deutsche, zwei Schweden und ein Peruaner! Eine Unterhaltung zu führen war etwas kompliziert, da die zwei Schweden so gut wie kein Spanisch sprechen und der Peruaner so gut wie kein Englisch... Sharin und ich haben dann ein bisschen Übersetzer spielen dürfen! Erik, der Peruaner lernte uns Salsa und die Schweden lernten uns einen typischen Tanz aus Schweden, der bisschen zu viele Drehungen im Spiel hatte.... Die Jungs wollten auch einen deutschen Volkstanz lernen, das haben wir aber dann doch gelassen, da die Musik im Hintergrund einfach nicht dazu gepasst hat... :)


Leider war das Konzert nach ein bisschen mehr als einer Stunde schon vorbei und ein wenig war ich doch enttäuscht von den Peruanern - kein einziger hat für Zugabe geschrien! Naja, die hauptsache war, wir hatten einen spaßigen Abend ;)


Und eine Woche später war dann David Guetta zu Besuch in Lima - das war schon nochmal etwas spektakulärer!
Auch diesmal stand auf der Eintrittskarte Beginn 21 Uhr. Da einige Peruaner mitkamen, meinten diese von vorne rein, vor 12 gehen wir da nicht hin. Ich hatte ja so Schiss, dass ich etwas verpasse wenn wir erst so spät kommen, aber tatsächlich - David Guetta kam erst um 0:40 auf die Bühne!
Das war eine richtig tolle Party mit klasse Stimmung!

Außerdem habe ich festgestellt, dass ich die Bühne noch sehen konnte obwohl wir ziemlich weit hinten waren! In Deutschland wäre ich da schon längst verloren - ein Glück, dass die Peruaner so klein sind wie ich ;)


Man beachte die vielen Handys und Kameras:

I wanna go crazy.... :)
 
Und das gibt es für den Hunger nach dem Konzert :)



Donnerstag, 15. November 2012

So langsam geht es schon fast dem Ende zu....

Es sind zwar noch zwei Monate bis es endügltig vorbei ist, aber so langsam werde ich jeden Tag schon ans Ende erinnert... 
Ich freue mich zwar wirklich auf zu Hause, aber bin doch auch ein bisschen traurig wie jetzt langsam Dinge, die zur Gewohnheit geworden sind, bald schon wieder vorbei sind...
Die letzte Karte fürs Schwimmen gekauft, nur noch 9 Tage Uni, die Planung für die letzten zwei-drei Wochen steht an wenn mein Besuch kommt; es geht einfach alles ruck zuck...
Und es gibt sogar Situationen, über die ich mich vor ein paar Wochen noch aufgeregt habe, die mir schon fast nichts mehr ausmachen oder die ich sogar anfange zu mögen...

Vor ein paar Wochen wäre ich manchmal beinahe an die Decke gegangen, wenn ich mit einem 20 Solesschein ( ca. 7€) bezahlen wollte, der Taxifahrer, Sandwichverkäufer, Eisverkäufer, Busfahrer, etc. dafür aber kein Wechselgeld hatte. Mittlerweile versuche ich entweder immer Münzgeld im Geldbeutel zu haben, oder so lange zu verhandeln bis wir einen Weg finden und ich danach schmunzelnd weitergehe... Mit einem 100er (≙ ca. 35 €) darf man hier nirgends ankommen, sogar bei einem 50er ist es schon kritisch, denn da kommt gleich die Vermutung von Falschgeld auf.

Mit dem Zuspätkommen vieler Peruaner komme ich auch gut zurecht. Normalerweise habe ich jetzt immer etwas zu Lesen im Gepäck, dann geht die Wartezeit auch vorbei....

In den vollgestopften Bussen, in denen der cobrador (Kassierer, der während der Fahrt beinahe auf der Straße hängt) "Baja, baja", "Sube sube sube", "Avenida La Molina", etc. nach außen und innen brüllt, lausche ich der Latino-Musik, die durch einen schlechten Lautsprecher dröhnt, ziehe mein Lächeln auf und keiner kann mich ärgern...

Auch die Professoren in der Uni werden langsam meine Freunde.... Mein Spanischprof, der immer so streng ist und mich Sarita nennt, ist mir mittlerweile richtig sympathisch. Obwohl ich den Namen anfangs nicht mochte, weil es sich anhört als würde er ein kleines Schulkind aufrufen. 
Auch die kleine, etwas ältere Peruanerin, die "Organizational Behavor" unterrichtet, selbst aber die unorganisierteste Person ist, die ich kenne, muss man einfach mögen. Im Unterricht sagt sie immer sie wird uns eine Mail senden, da finden wir eine Case Study, die wir bitte bis zum nächsten Mal machen sollen. In der nächsten Stunde, wenn wir ihr sagen, dass wir keine Mail erhalten haben kommt die typische Antwort von ihr: "I really sent it to you! I think my computer didn't work. But I relly sent it to you!!!" Das ist jetzt bestimmt schon 4x passiert... In Wirklichkeit ist sie einfach total vergesslich... 
Gestern meinte Sie zu mir "I really like your new haircut!". 15 Minuten später sagt sie: "By the way, did I tell you that I like your new haircut?" (Ja, meine Haare sind wieder ein ganzes Stück kürzer). Sie ist einfach ein Phänomen! Und weil sie einfach so nett und so ein gutmütiger Mensch ist, kann man sich gar nicht über sie ärgern....

Vorallem die Gastfreundschaft der Peruaner begeistert mich immer mehr....
2 Mädels (Juleysi und Vanessa) aus meinem Geografía Kurs meinten letzte  Woche, ich muss unbedingt noch zu Ihnen nach Hause kommen. Die Oma wird dann alles kochen, was ich bisher noch nicht probiert habe :-) Und die Vanessa sagt schon jetzt: "Sarah, ich will nicht, dass du gehst. Bleib bitte noch ein Semester, mir wird so langweilig sein ohne Dich..." Das tut einfach gut :)

Als ich diese Woche vom Schwimmen nach Hause gelaufen bin, traf ich eine Frau (Gloria) in unserer Straße, die ihre Einkaufstaschen geschleppt hatte... Als ich sie fragte ob ich ihr helfen kann, war sie gleich so aufgeschlossen und nett zu mir. Sie meinte, sie hätte eine 22-jährige Tochter mit der ich mich bestimmt gut verstehen würde. Außerdem würde sie Bruchteile von Deutsch verstehen, weil ihr Mann von Österreich kommt. Sie wollte gleich meine Nummer haben, um mich in den nächsten Tagen zum Kaffee einzuladen. 

Wie ich mit Kely letzte Woche mal wieder im News Café, unserer Stammkneipe war, wurden wir einfach vom Tisch nebenan eingeladen. Wir kannten die drei Männer überhaupt nicht. Sie wollten uns eigentlich ein Glas Wein anbieten und haben uns ihre Taqueños auf den Tisch gestellt, da wir aber beide nichts nehmen wollten, weil wir gerade bezahlen wollten, nahmen sie unsere Rechnung, ohne sie anzuschauen und haben sie bezahlt... Uns war es so unangenehm, aber sie meinten wir sollen es einfach als eine nette Geste sehen....

All diese Dinge, begeistern mich hier einfach und haben in mir Gott sei Dank ein ganz anderes Bild von Lima hervorgerufen, als ich anfangs von all den Vorurteilen hatte.

Ich weiß, ich darf nicht leichtsinnig werden, weil es dennoch gefährliche Ecken gibt, aber immerhin hatte ich bis jetzt noch keine negativen Erlebnisse...
Ok, letzten Freitag habe ich festgestellt, dass meine Bankkarte fehlt. Da aber in meinem Geldbeutel noch das ganze Geld war, ist es vermutlich meine eigene Schuld. Wahrscheinlich habe ich die Karte beim Geld abheben im Automaten vergessen. Was mich wundert, da der Automat solch schrecklich laute Geräusche macht, sobald das Geld rauskommt - dass man eigentlich seine Karte nicht vergessen kann.... Aber anderst kann ich es mir nicht erklären. Ich war auch schon bei der Bank um nachzufragen ob die Karte abgegeben, bzw. im Automaten gefunden wurde. Die Bankkauffrau sagte mir allerdings, dass es da keine Chance gibt, wenn jemand seine Karte vergisst. Diese wird nämlich augenblicklich eingezogen und zerstört.... Nun ja, jetzt bin ich mal gespannt wann meine aus Deutschland ankommt, ob ich da überhaupt noch hier bin :-) Jedenfalls dachte ich vor ca. 2 Wochen noch "Mensch Sarah, jetzt bist du schon eine ganze Weile hier, wurdest weder beklaut, hast noch alle Sachen bei dir, noch ist dir irgendetwas Schlechtes widerfahren". Diesen Gedanken hätte ich vielleicht sein lassen sollen... :)

Mein Schmuck verwirrt die Peruaner...

Wie oft ich hier schon auf meinen Schmuck angesprochen wurde, das ist unglaublich....
Vor allem die kleinen Kids sind verrückt nach meinen Piercings im Ohr... Die wollen dann immer fühlen und fragen, wie das da durchkommt :)
Was hier einfach mal ganz und gar nicht bekannt ist, ist das Steinchen auf dem Zahn! Ungefähr jeder 10. fragt mich, ob ich in meinem Zahn ein Loch habe wegen diesem Piercing... Wenn ich ihnen dann erkläre, dass es nur aufgeklebt ist, glauben sie mir das meistens gar nicht...

Auch meine Ringe an den Fingern, führen oftmals zu größerer Verwirrung... Viele denken, dass ich verheiratet bin, weil ich Ringe trage... Wobei ich mir schon dachte, dass es manchmal vielleicht gar nicht so schlimm ist, das schreckt manche Typen schon mal ein wenig ab - als Europäerin hat man es nämlich echt nicht einfach hier... Vor allem nicht wenn man blond ist; Laura da kannst du dich schon auf etwas freuen ;)
Ein Taxifahrer hat mich sogar schon einmal gefragt wie viele Kinder ich habe... Da war ich dann schon etwas mehr schockiert...

Dienstag, 13. November 2012

Aventura y Relax en Lunahuaná

Endlich ist es soweit und eine Reise mit Kely beginnt....
Kely ist nämlich eine sehr gute Freundin von mir geworden. Da unser Vorlesungsplan allerdings sehr unterschiedlich ist, haben wir es lange nicht geschafft eine gemeinsame Tour zu starten!
Als Ziel haben wir uns Lunahuaná ausgesucht (ca. 250 km südlich von Lima), da es für seine Abenteuer Möglichkeiten bekannt ist. 
Als wir gemütlich ankamen, hatten wir ziemlich schnell ein Hostel für die eine Nacht gefunden. Dort wurden wir direkt von einem Guide, der wohl zu unserem Hostel gehörte wegen eines Rafting-Ausflugs angesprochen. Allerdings wollten wir uns erst einmal selbst umschauen und Mittag essen. Währenddessen haben wir auch ein viel besseres Angebot bekommen. Also ging es direkt los mit einer "Quatrimoto-Tour" über Schotterwege, entlang der Berge umgeben von vielen Mosquitos! Kely war so süß, weil sie sich so unsicher fühlte auf ihrem Quatrimoto und meinte dann nur zu mir ich wär zu cool für Sie weil ich heizen wollte :)



Obwohl ich mich mit stinkendem Abwehrmittel gegen Mosquitos eingsprüht habe, haben die mich die ganze Zeit gebissen - immer so, dass direkt das Blut rauskam :( 

Nach der Hälfte der Tour haben wir einen Stopp bei einer kleinen Bodega gemacht. (Wie heißt das deutsche Wort nochmal dafür....? Müsste Weinkeller sein :) ) Dort bekamen wir drei mehr oder wenig leckere Kostproben und durften die alte Brennanlage anschauen.


Zurück im kleinen Dörfchen, ging es direkt über zum nächsten Spaß: Rafting auf dem Río Cañete! Natürlich saß ich ganz vorn und habe gleich die erste große Ladung abbekommen. Aber ohne viel Wasser würde das ja kein Spaß machen :D An einer Stelle hat uns der Guide aus dem Boot gescheucht, um zu baden. Die Strömung war jedoch so stark, dass ich eher damit beschäftigt war mich am Fleck zu halten um nicht mitgerissen zu werden.


In unserem Boot saß auch Itiel (Israeli) den wir beim Raften kennengelernt haben. Da er alleine unterwegs war, haben wir ihn freundlicherweise eingeladen mit uns abends etwas zu unternehmen. :-) 
Nach einer Stunde raften waren unsere Arme dann erschöpft, die Sonne ging unter, es wurde langsam frisch und es war an der Zeit zurückzukehren. Im Kombi des Veranstalters sind wir zurückgefahren. Da wir klatschnass waren, habe ich den Fahrer gebittet das Fenster im Auto zu schließen. Er meinte nur: Lo siento, es un carro verano! Also ist leider nicht möglich, da der Fensterhebel nicht mehr da ist und es deshalb ein Sommerauto ist... Achso, ja klar.. Stimmt, ich bin ja in Peru :)
Wen wundert es auch....?


Als wir zum Hostel zurückkehrten, wurden wir fast von Blicken getötet. Der Typ, der uns ganz am Anfang ein Raftingangebot machte, sah uns mit der anderern Organisation zurückkommen und fand das überhaupt nicht lustig.... Von dieser Stunde an waren wir eher weniger willkommene Gäste im Hostel...

Nach einer wohltuenden Dusche ging es zusammen mit Itiel zum Refugio de Santiago. Das Refugio ist eine sehr schöne Anlage mit ein paar Übernachtungsmöglichkeiten, einem großen Garten mit einer Vielzahl von Pflanzen und superleckerem Essen. Die Fahrt dorthin war ja noch das Beste! Wir wussten zwar, dass das Refugio etwas außerhalb liegt, aber hatten keine genaue Vorstellung. Dann haben wir uns ein kleines Mototaxi genommen (die Motorräder, an die hinten eine Sitzbank gehängt ist). In dieses haben wir uns zu fünft reingequetscht. Kely, Itiel und ich auf der Bank hinten und vorne zwei Fahrer. Am Ende dachten wir uns, wahrscheinlich war das die längste Fahrt, die die zwei Burschen jemals mit ihrem Taxi hatten, weswegen sie sicherheitshalber wohl auch zu zweit gefahren sind. Wir sind nämlich fast eine halbe Stunde in der Finsternis unterwegs gewesen. Das einzige was man sah und hörte war das Rauschen des Flusses nebenan und die Umrisse der Berge, die sich über uns ragten. Hätte das Mototaxi nicht blau-blinkendes Diskolicht gehabt und etwas weniger laute Musik, wäre das eine richtige romantische Fahrt gewesen...

Am Refugio angekommen wurden wir schon von Fernando empfangen. Da meine Nachbarin Gisela uns das Refugio empfohlen hatte, habe ich uns im Voraus schon angekündigt. Fernando ist ein Bekannter von Gisela und demenstprechend wurden wir auch etwas bevorzugt behandelt :-)
Das Essen ist dafür bekannt, das es mit den Produkten zubereitet wird, die im Garten zu finden sind - alles orgánico! Biologisch?! :)
Mein Hauptziel war es endlich das Cuy zu probieren.... Ja, das Meerschweinchen...! 
Und ja, ich war bereit dafür:


Glücklicherweise wurde es nicht am Stück serviert, das Auge isst ja immerhin mit... Fernando hat uns so tolle Gerichte gezaubert. Kely hatte Nudeln mit frittierten Meeresfrüchten und Itiel hat Ente gegessen. Wir haben von allem probiert und eines war besser als das andere. Itiel hat seine Ente nicht so geschmeckt, aber da blieb dann schon mehr für Kely und mich übrig ;) Da wir draußen im Garten gesessen hatten, aber leider kaum was sehen konnten weil es schon stockdunkel war, wir aber wussten, das muss ein einzigartiger Ort sein, haben wir uns entschieden am nächsten Tag nochmals vorbeizuschauen. Ein Freund von Fernando hat uns glücklicherweise mit zurück genommen, so hatten wir wenigstens ein sicheres Transportmittel :-)

Zurück in Lunahuaná haben wir noch einer Blaskapelle gelauscht, die ungelogen von 18.30 Uhr bis um 6.00 Uhr am nächsten Morgen durchgespielt hatte.

Für die Einheimischen war diese Nacht die Party des Jahres. In Lunahuaná war nämlich das Festival San Martín de Porres. Das war ein Krach, die ganze Nacht... Leider bin ich ständig aufgewacht weil mich meine Beine sooooo sehr gejuckt haben. 
Anscheinend soll auch ein stärkeres Erdbeben in der Nähe gewesen sein, aber da danke ich dann der Musik, die das wohl unbemerkbar gemacht hat.

Morgens sind wir um 9 raus, weil wir beschlossen haben mit den Mountainbikes zum Refugio zu fahren um zu frühstücken. Die Räder haben wir uns bei unserem Chauffeur vom vorigen Abend ausgeliehen. Eigentlich wussten wir überhaupt nicht wolang, aber der Chauffeur hatte vertrauen in uns und meinte wir sollen einfach der Straße folgen. Das hat auch sehr gut geklappt - entlang einer tollen Gegend:



Glücklicherweise ging es bergab - wir hatten also keinerlei Anstrengungen am frühen Morgen :)

Die "Belohnung":


Wir bekamen ein tolles Frühstück reserviert, mit selbstgebackenen Brötchen selbstgemachten Mandarinen- und Apfelmarmelade und leckere frische Säfte. Eigentlich hattten wir es uns nicht verdient.... :)
Da uns der Garten so gut gefallen hat, haben wir beschlossen auf weitere Abenteuer zu verzichten, unsere Räder abholen zu lassen und den restlichen Tag im schönen Garten in den Hängematten zu verbringen...

Eine exclusive Führung von Fernando durch seinen Garten habe ich auch bekommen.... Dort wird fast alles angebaut was man sich vorstellen kann. Avocado, Sternfrucht, Zitronen, Mangooooo, Kakao bis zu den Coca-Blättern, uvm.:


Wie die Frucht hieß kann ich mich nicht mehr erinnern, jedenfalls sollte sie Mücken abhalten indem man die Kerne auf den Körper reibt. 
Naja, so gut hat das nicht geklappt... 


Schließlich haben wir uns auf den Rückweg gemacht, da wir ja abends wieder den Bus nach Lima bekommen mussten... 


Das erste Stück sind wir gelaufen, bis wir irgendwann keine Lust mehr hatten und so von den Mosquitos geärgert wurden.
Unterwegs sind wir auch einem Umzug begegnet, der dem San Martín gewidmet war:


Nach einem kurzen Souvenir-Shopping, ging es dann zurück... Souvenir-Sopping muss immer sein. Habe bis jetzt nämlich von jedem Ort an dem ich war, eine Kleinigkeit, die mich immer daran erinnern wird (Ohrringe, Haarband, Kette, Schal, Geldbeutel, etc.).

Ein Wochenende mit Abenteuer, Spaß, Sonne und Auszeit ging zu Ende...

Die Stiche haben mich jedoch noch eine ganze Woche verfolgt... :(