Die erste Hälfte des Semesters war ziemlich gefüllt mit Reisen. Für die zweite Hälfte hatte ich mir vorgenommen, mich bei einem sozialen Projekt zu engagieren. Das habe ich ziemlich schnell durch eine Freundin meiner Gastmama gefunden. Diese hat zusammen mit ihrem Mann einen Ort gegründet, wo Kinder von ca. 2-15 Jahren die Möglichkeit haben Unterstützung in verschiedenen Bereichen zu bekommen. Die Organisation nennt sich CELES (Centro de LecTo-escritura y esparcimiento) und steht für das Lehren von Lesen und Schreiben, Hausaufgabenbetreuung, Spiele und Sport.
Insgesamt kommen von Montag – Samstag rund 300 Kinder dorthin – es ist also immer eine Menge los. Celes liegt in Manchay, ein Ort am Rande von Lima. Er ist nur ca. 6 km von meinem Zuhause La Molina entfernt, allerdings fühlt man sich als kommt man in eine andere Welt… Manchay ist ein sehr armer Ort. Teilweise leben die Familien dort ohne Zugang zu sauberem Wasser, ohne Strom und einige Kinder haben nicht einmal die Möglichkeit eine Schule zu besuchen, da es sich die Eltern nicht leisten können. Die Familien leben in Hütten, die teilweise nur aus einem Zimmer bestehen. Deshalb fühlen sich die Kids umso wohler in ein Haus zu kommen, das ein Dach über dem Kopf bietet und mit allen notwendigen Dingen ausgestattet ist.
Umso weiter oben am Berg die Familie wohnt, umso schlimmer sind die Zustände...
Seitdem ich einmal dort war, komme ich fast dreimal die Woche zu den Kids, je nachdem wie es die Uni zulässt. Die Kinder kommen vor und nach der Schule. Es ist also morgens, sowie nachmittags immer etwas los. Meine Hauptaufgabe ist es bei der Hausaufgabenbetreuung mitzuhelfen – was ab und zu auch eine Herausforderung für mich ist. In Mathematik z.B. wird dort ein ganz anderes Rechensystem angewendet, das ich mir selbst erst einmal beibringen musste. Wenn ich jedoch bei den Englischhausaufgaben helfen darf, fällt mir das schon leichter… Aber es macht total viel Spaß und die Mädels rennen schon auf mich zu, hängen sich an mich und geben mir Küsschen wenn ich nur den Raum betrete. Manchmal weiß man gar nicht wie man es allen Recht machen soll. 5 verschiedene Kinder, alle mit unterschiedlichen Aufgaben und natürlich will allen schnell geholfen werden.
Gleich nach dem ersten Tag habe ich von drei Mädels ein Herz bekommen auf dem steht „Sarah wir mögen dich. Du bist toll!“. Da geben sie mir das Lächeln wieder zurück, das ich ihnen auch schenken konnte.
Manchmal würde man gern mehr machen... Einmal fragte mich ein Mädchen ob ich 50 Centimos habe, dass sie sich ein Wasser kaufen kann. Natürlich habe ich 50 Centimos und selbstverständlich hätte ich ihr auch zu gerne das Wasser gekauft, aber was macht man in so einer Situation? Wenn man das anfängt, kommt vermutlich jeder und will etwas... Die Zwillingsschwester von ihr fragte mich was ich ihr zu Weihnachten schenke! Auch da würde ich ihr am liebsten eine Freude machen - aber bei 300 Kids ist das nicht so ganz einfach.... Das waren die beiden Mädels, deren Eltern abgehauen sind und die jetzt bei einer Tante wohnen, die sich es aber nicht leisten kann, die Mädels in die Schule zu schicken.... Da kommen einem schon fast Tränen wenn sie einem solche Geschichten erzählen...
Celes hat es jedoch geschafft auch diesen zwei achtjährigen Mädels Lesen und Schreiben beizubringen - was echt eine Bereicherung für die Kinder ist!
Ja, somit verbringe ich gerade fast jede freie Minute in Manchay und bin richtig glücklich darüber, diese Möglichkeit zu haben.
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