Donnerstag, 15. November 2012

So langsam geht es schon fast dem Ende zu....

Es sind zwar noch zwei Monate bis es endügltig vorbei ist, aber so langsam werde ich jeden Tag schon ans Ende erinnert... 
Ich freue mich zwar wirklich auf zu Hause, aber bin doch auch ein bisschen traurig wie jetzt langsam Dinge, die zur Gewohnheit geworden sind, bald schon wieder vorbei sind...
Die letzte Karte fürs Schwimmen gekauft, nur noch 9 Tage Uni, die Planung für die letzten zwei-drei Wochen steht an wenn mein Besuch kommt; es geht einfach alles ruck zuck...
Und es gibt sogar Situationen, über die ich mich vor ein paar Wochen noch aufgeregt habe, die mir schon fast nichts mehr ausmachen oder die ich sogar anfange zu mögen...

Vor ein paar Wochen wäre ich manchmal beinahe an die Decke gegangen, wenn ich mit einem 20 Solesschein ( ca. 7€) bezahlen wollte, der Taxifahrer, Sandwichverkäufer, Eisverkäufer, Busfahrer, etc. dafür aber kein Wechselgeld hatte. Mittlerweile versuche ich entweder immer Münzgeld im Geldbeutel zu haben, oder so lange zu verhandeln bis wir einen Weg finden und ich danach schmunzelnd weitergehe... Mit einem 100er (≙ ca. 35 €) darf man hier nirgends ankommen, sogar bei einem 50er ist es schon kritisch, denn da kommt gleich die Vermutung von Falschgeld auf.

Mit dem Zuspätkommen vieler Peruaner komme ich auch gut zurecht. Normalerweise habe ich jetzt immer etwas zu Lesen im Gepäck, dann geht die Wartezeit auch vorbei....

In den vollgestopften Bussen, in denen der cobrador (Kassierer, der während der Fahrt beinahe auf der Straße hängt) "Baja, baja", "Sube sube sube", "Avenida La Molina", etc. nach außen und innen brüllt, lausche ich der Latino-Musik, die durch einen schlechten Lautsprecher dröhnt, ziehe mein Lächeln auf und keiner kann mich ärgern...

Auch die Professoren in der Uni werden langsam meine Freunde.... Mein Spanischprof, der immer so streng ist und mich Sarita nennt, ist mir mittlerweile richtig sympathisch. Obwohl ich den Namen anfangs nicht mochte, weil es sich anhört als würde er ein kleines Schulkind aufrufen. 
Auch die kleine, etwas ältere Peruanerin, die "Organizational Behavor" unterrichtet, selbst aber die unorganisierteste Person ist, die ich kenne, muss man einfach mögen. Im Unterricht sagt sie immer sie wird uns eine Mail senden, da finden wir eine Case Study, die wir bitte bis zum nächsten Mal machen sollen. In der nächsten Stunde, wenn wir ihr sagen, dass wir keine Mail erhalten haben kommt die typische Antwort von ihr: "I really sent it to you! I think my computer didn't work. But I relly sent it to you!!!" Das ist jetzt bestimmt schon 4x passiert... In Wirklichkeit ist sie einfach total vergesslich... 
Gestern meinte Sie zu mir "I really like your new haircut!". 15 Minuten später sagt sie: "By the way, did I tell you that I like your new haircut?" (Ja, meine Haare sind wieder ein ganzes Stück kürzer). Sie ist einfach ein Phänomen! Und weil sie einfach so nett und so ein gutmütiger Mensch ist, kann man sich gar nicht über sie ärgern....

Vorallem die Gastfreundschaft der Peruaner begeistert mich immer mehr....
2 Mädels (Juleysi und Vanessa) aus meinem Geografía Kurs meinten letzte  Woche, ich muss unbedingt noch zu Ihnen nach Hause kommen. Die Oma wird dann alles kochen, was ich bisher noch nicht probiert habe :-) Und die Vanessa sagt schon jetzt: "Sarah, ich will nicht, dass du gehst. Bleib bitte noch ein Semester, mir wird so langweilig sein ohne Dich..." Das tut einfach gut :)

Als ich diese Woche vom Schwimmen nach Hause gelaufen bin, traf ich eine Frau (Gloria) in unserer Straße, die ihre Einkaufstaschen geschleppt hatte... Als ich sie fragte ob ich ihr helfen kann, war sie gleich so aufgeschlossen und nett zu mir. Sie meinte, sie hätte eine 22-jährige Tochter mit der ich mich bestimmt gut verstehen würde. Außerdem würde sie Bruchteile von Deutsch verstehen, weil ihr Mann von Österreich kommt. Sie wollte gleich meine Nummer haben, um mich in den nächsten Tagen zum Kaffee einzuladen. 

Wie ich mit Kely letzte Woche mal wieder im News Café, unserer Stammkneipe war, wurden wir einfach vom Tisch nebenan eingeladen. Wir kannten die drei Männer überhaupt nicht. Sie wollten uns eigentlich ein Glas Wein anbieten und haben uns ihre Taqueños auf den Tisch gestellt, da wir aber beide nichts nehmen wollten, weil wir gerade bezahlen wollten, nahmen sie unsere Rechnung, ohne sie anzuschauen und haben sie bezahlt... Uns war es so unangenehm, aber sie meinten wir sollen es einfach als eine nette Geste sehen....

All diese Dinge, begeistern mich hier einfach und haben in mir Gott sei Dank ein ganz anderes Bild von Lima hervorgerufen, als ich anfangs von all den Vorurteilen hatte.

Ich weiß, ich darf nicht leichtsinnig werden, weil es dennoch gefährliche Ecken gibt, aber immerhin hatte ich bis jetzt noch keine negativen Erlebnisse...
Ok, letzten Freitag habe ich festgestellt, dass meine Bankkarte fehlt. Da aber in meinem Geldbeutel noch das ganze Geld war, ist es vermutlich meine eigene Schuld. Wahrscheinlich habe ich die Karte beim Geld abheben im Automaten vergessen. Was mich wundert, da der Automat solch schrecklich laute Geräusche macht, sobald das Geld rauskommt - dass man eigentlich seine Karte nicht vergessen kann.... Aber anderst kann ich es mir nicht erklären. Ich war auch schon bei der Bank um nachzufragen ob die Karte abgegeben, bzw. im Automaten gefunden wurde. Die Bankkauffrau sagte mir allerdings, dass es da keine Chance gibt, wenn jemand seine Karte vergisst. Diese wird nämlich augenblicklich eingezogen und zerstört.... Nun ja, jetzt bin ich mal gespannt wann meine aus Deutschland ankommt, ob ich da überhaupt noch hier bin :-) Jedenfalls dachte ich vor ca. 2 Wochen noch "Mensch Sarah, jetzt bist du schon eine ganze Weile hier, wurdest weder beklaut, hast noch alle Sachen bei dir, noch ist dir irgendetwas Schlechtes widerfahren". Diesen Gedanken hätte ich vielleicht sein lassen sollen... :)

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